Samstag, 10. November 2012

Talk 23, 2. 2.1935

Herr Evans-Wentz fragte am folgenden Tag: »Kann man mehr als einen spirituellen Meister haben?«
M.: »Wer ist ein Meister? Letzten Endes ist er das Selbst. Entsprechend der Entwicklung des Geistes manifestiert sich das Selbst als der äußere Meister. Der berühmte Heilige Avadhuta [Dattatreya] des alten Indiens sagte, er habe mehr als 24 Meister gehabt. Der Meister ist einer, von dem man etwas lernt. Der Guru kann auch etwas Unbelebtes sein, wie im Fall von Avadhuta. Gott, Guru und das Selbst sind dasselbe.
Ein spirituell gesinnter Mensch glaubt, dass Gott alles durchdringt und hält ihn für seinen Guru. Später bringt ihn Gott mit einem persönlichen Guru in Kontakt, und er bedeutet dem Menschen ein und alles. Zuletzt empfindet derselbe Mensch durch die Gnade des Meisters, dass sein Selbst nichts anderes als die Wirklichkeit ist. So erfährt er, dass das Selbst der Meister ist.«
F.: »Weiht Sri Bhagavan Schüler ein?«
Der Maharshi schwieg. Da nahm es einer der Schüler auf sich zu antworten: »Der Maharshi sieht niemand außerhalb seiner selbst. Deshalb gibt es für ihn keine Schüler. Seine Gnade durchdringt alles, und er übermittelt sie jedem, der sie verdient, im Schweigen.«
F.: »Wie trägt die Kenntnis der heiligen Schriften zur Selbstverwirklichung bei?«
Antwort: »Nur insofern, dass sie die Neigung des Geistes zum Spirituellen fördert.«
F.: »Und inwieweit fördert der Verstand die Selbstverwirklichung?«
Antwort: »Nur insoweit, als er bewirkt, dass man den Verstand ins Ego versenkt und das Ego ins Selbst.«

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