Freitag, 7. Dezember 2012

Talk 31

Ein Besucher fragte: »Was muss ich tun, um Befreiung (moksha) zu erlangen?«
M.: »Lerne zu verstehen, was Befreiung ist.«
F.: »Soll ich dazu Verehrung (upasana) üben?«
M.: »Verehrung dient der Geisteskontrolle (chitta nirodha) und der Konzentration.«
F.: »Kann ich ein heiliges Bild verehren oder ist das schädlich?«
M.: »Solange du dich für den Körper hältst, ist es nicht schädlich.«
F.: »Wie kann man den Kreislauf von Geburten und Tode überwinden?«
M.: »Lerne verstehen, was er bedeutet.«
F.: »Soll ich nicht meine Frau und meine Familie verlassen?«
M.: »Haben sie dir etwas getan? Finde zuerst heraus, wer du bist.«
F.: »Soll man nicht Frau, Vermögen und Heim aufgeben?«
M.: »Lerne erst verstehen, was samsara bedeutet. Ist das, was du erwähnt hast, samsara? Gab es nicht Menschen, die so gelebt und die Verwirklichung erlangt haben?«
F.: »Was sind die Stufen des praktischen Trainings (sadhana)?«
B.: »Das hängt von der Fähigkeit und Veranlagung des Suchenden ab.«
F.: »Ich verehre ein Götterbildnis.«
B.: »Übe weiter. Es führt zur Konzentration des Geistes. Konzentriere dich auf eine Sache. Alles wird am Ende gut werden. Die Leute glauben, dass die Befreiung (moksha) irgendwo weit weg ist und gesucht werden muss. Sie täuschen sich. Befreiung (moksha) ist nur die Erkenntnis des Selbst in dir. Konzentriere dich, und du wirst es erlangen. Der Kreislauf von Geburten und Tode (samsara) ist nur in deinem Geist.«
F.: »Mein Geist ist sehr unstet. Was soll ich dagegen tun?«
B.: »Richte deine Aufmerksamkeit auf eine einzige Sache und versuche, ihn dort zu halten. Alles wird gut werden.«
F.: »Ich finde Konzentration schwierig.«
B.: »Übe weiter und deine Konzentration wird dir so leicht wie das Atmen fallen. Das wird die Krönung deiner Anstrengung sein.«
F.: »Sind nicht Fasten und reine Nahrung dabei von Nutzen?«
M.: »Ja, das alles ist gut.«
Dann konzentrierte sich der Maharshi und blickte schweigend ins Leere. Damit gab er dem Besucher ein Beispiel.
F.: »Muss ich dazu nicht Yoga üben?«
M.: »Was anderes ist Yoga, als ein Mittel zur Konzentration?«
F.: »Braucht man für die Konzentration nicht einige solche Hilfsmittel?«
M.: »Atemkontrolle usw. sind solche Hilfen.«
F.: »Kann man eine Erscheinung Gottes haben?«
M.: »Ja. Du siehst dies und jenes. Warum solltest du nicht auch Gott sehen? Du musst nur wissen, was Gott ist. Alle sehen beständig Gott, aber sie wissen es nicht. Finde heraus, was Gott ist. Die Leute sehen und sehen doch nicht, weil sie Gott nicht kennen.«
F.: »Soll ich nicht weiterhin heilige Silben wiederholen (mantra japa) wie den Namen Krishnas oder Ramas, wenn ich Bilder verehre?«
M.: »Geistiges japa ist sehr gut. Es hilf zur Meditation. Der Geist identifiziert sich mit dem wiederholten Wort, und dann erfährst du, was Verehrung (puja) wirklich ist, nämlich der Verlust der eigenen Individualität in dem, was man verehrt.«
F.: »Ist die universelle Seele (paramatma) immer von uns verschieden?«
M.: »Das wird allgemein geglaubt, aber es ist falsch. Stelle Sie dir als nicht von dir verschieden vor. Dann erreichst du die Identität des Selbst mit Gott.«
F.: »Lehrt nicht Advaita, eins mit Gott zu werden?«
M.: »Wo gibt es dabei ein Werden? Der Denkende ist immer die Wirklichkeit. Allmählich versteht er diese Tatsache. Manchmal vergessen wir unsere Identität, wie im Tiefschlaf und im Traum. Aber Gott ist beständiges Bewusstsein.«
F.: »Ist nicht neben der Bilderverehrung die Führung des Meisters nötig?«
M.: »Wie hast du damit begonnen, ohne Anleitung?«
F.: »Ich weiß davon aus den heiligen Schriften (puranas).«
M.: »Ja. Jemand oder der Erhabene selbst erzählt dir von Gott. Im letzteren Fall ist Gott selbst dein Meister. Was spielt es für eine Rolle, wer der Meister ist? Wir sind in Wirklichkeit eins mit dem Meister oder mit dem Erhabenen. Der Meister ist Gott. Schließlich findet man das heraus. Es gibt keinen Unterschied zwischen einem menschlichen und einem göttlichen Guru.«
F.: »Wenn wir gute Werke (punya) getan haben, wird hoffentlich der Lohn nicht ausbleiben.«
M.: »Du wirst entsprechend deinem Schicksal (prarabdha) ernten.«
F.: »Ist nicht ein weiser Meister, der uns den Weg zeigt, eine große Hilfe?«
M.: »Ja. Wenn du mit der Einsicht, die du hast, weiterarbeitest, dann wirst du deinem Meister begegnen, da er selbst dich suchen wird.«
F.: »Gibt es einen Unterschied zwischen Selbsthingabe (prapatti) und dem Yogaweg der Seher?«
M.: »Der Weg der Erkenntnis (jnana marga) und der Weg der Hingabe (bhakti marga) sind ein und dasselbe. Selbsthingabe führt wie die Ergründung zur Verwirklichung. Völlige Selbsthingabe bedeutet, dass du keinen Ich-Gedanken mehr hast. Dann sind alle deine inneren Neigungen (samskaras) ausgelöscht und du bist frei. Weder am Ende des einen noch des anderen Weges darfst du als ein getrenntes Wesen weiterleben.«
F.: »Kommen wir für unsere Taten nicht in den Himmel (svarga)?«
B.: »Der Himmel ist so wirklich wie dein gegenwärtiges Leben. Wenn wir aber fragen, wer wir sind, und das Selbst entdecken, wozu brauchen wir dann noch an den Himmel usw. denken?«
F.: »Soll ich nicht versuchen, einer Wiedergeburt zu entgehen?«
M.: »Ja. Finde heraus, wer geboren wurde und wer jetzt Schwierigkeiten mit dem Leben hat. Wenn du schläfst, denkst du dann an eine Wiedergeburt oder an das gegenwärtige Leben usw. Also finde heraus, woher die gegenwärtigen Probleme kommen. Dort liegt auch die Lösung. Du wirst entdecken, dass es keine Geburt, keine gegenwärtige Schwierigkeit und kein Unglücklichsein gibt. Alles ist Das. Alles ist Seligkeit. Wir sind tatsächlich von der Wiedergeburt befreit. Warum soll man sich über das Elend einer Wiedergeburt Sorgen machen?«

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